Zocken mit Jesus


Ja, mal nach Irland, denke ich manchmal vor der Glotze, da war ich noch nicht. Sieht alles hübsch grün aus. Könnte ein schöner Kurzurlaub werden, und Vorurteile gegen Whiskey habe ich auch nicht. Aber jedesmal, wenn ich der Sache näher treten will, kommt ein neues Irland-Büchlein von Ralf Sotscheck raus. Das lese ich natürlich gleich durch, mit großem Vergnügen und allerlei Kopfschütteln, denn schon während der Lektüre beschleichen mich leise Zweifel: Ist die Insel wirklich reif für mich?

 

Seine Berichte nehme ich selbstverständlich für bare Münze, denn Sotscheck ist ein Mann, der weiß, was er schreibt. Er schreibt nicht nur humorvolle, sondern auch nützliche Hinweise für Irland-Reisende. Etwa, daß es sich empfehle, einen Bogen um öffentliche Toiletten machen. Nicht ratsam sei es auch, Auto zu fahren, unter anderem wegen tückischer bürokratischer Hürden. Das Essen solle man mit Vorsicht genießen, aber Kartoffeln sind okay, solange sie unbearbeitet sind. Und wo Handwerker draufsteht, ist nur selten einer drin. Und so weiter.

 

Nun, das meiste könnte auch auf Deutschland zutreffen, aber Irland? Irland hätte ich solche Zustände nie zugetraut. Auf Erin’s Green Isle gehts anscheinend drunter und drüber. Ich werde meine zweieinhalb Urlaubstage stattdessen auf der Insel Mainau verbringen. Nein, lieber auf der Spreeinsel Kratzbruch. Die ist nicht so weit weg und es gibt weder Gastronomie noch Toiletten dort.

 

Sotscheck ist aber nicht nur Irland-Korrespondent, sondern längst auch für Großbritannien zuständig, wo es von Engländern und Schotten nur so wimmeln soll. Die kriegen beide ihr Fett ab, hauptsächlich durch die Speiseröhre. Das englische Leibgericht sind bekanntlich fettige Pommes frites mit Essig, und die Schotten frittieren alles, was ihnen in die Finger kommt, vom Müsli bis zum Eis am Stiel. Von Haggis will ich hier gar nicht erst anfangen, das überlasse ich dem Autor, der uns den Zusammenhang zwischen dieser „Speise“ und Rheuma erläutern wird.

 

Auch wenn ich das Manuskript bereits gelesen habe, vorworthalber, kann ich es kaum erwarten, das fertige Buch zu sehen, vor allem wegen der wunderbaren Illustrationen von Zeichnerkollege TOM. Natürlich bin ich auch gespannt, ob mein Vorwort wirklich vorn drinsteht.


Gerhard Seyfried

 

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