der kater war schwanger – von RALF SOTSCHECK


Gemüsebauern sind keine Katzenexperten. Und darum wird das Leben nicht leichter, wenn der Hund keine Mäuse mehr jagt.

 

Wer organisches Gemüse anbaut, kennt sich nicht unbedingt mit Tieren aus. Jörg und Helga aus Berlin leben auf einer Halbinsel an der irischen Westküste und kämpfen seit mehr als 30 Jahren gegen Wind und Regen. Ihr Haus steht auf Stelzen. Es besteht aus Holz, das nur mit organischen Mitteln behandelt wurde – zur Freude der Mäuse, die unter dem Haus wohnen.

 

Früher hatten Jörg und Helga einen Hund, der die Nager bekämpfte, weil es seine einzige Möglichkeit war, an Fleisch zu gelangen. Die Ökobauern fütterten ihn nämlich mit dem Gemüse aus dem Garten. Brachten ihm Besucher einen Knochen aus dem Fleischerladen mit, wollte er von ihnen adoptiert werden. Manchmal versteckte er sich auf dem Rücksitz des Besucherautos, um der Gemüsehölle zu entkommen, wurde aber stets entdeckt, weil er groß wie ein Bär war.

 

Der Hund lebte trotz erzwungenem Vegetarismus erstaunlich lange, doch irgendwann starb er an Altersschwäche. Jörg und Helga schafften sich zwei Katzen und einen Kater zur Mäusebekämpfung an.

 

Damit White Socks und Tina nicht von Pico geschwängert würden, sollten sie sterilisiert werden. Die weiße Socke war zuerst dran. Als Helga die Katze am nächsten Tag vom Tierarzt abholen wollte, bekam sie einen kastrierten Kater zurück: White Socks war männlich gewesen.

 

Als nächstes sollte Tina sterilisiert werden, doch das Schicksal schlug erneut zu. Der Tierarzt hatte aus ihr über Nacht einen kastrierten Tino gemacht. Er hatte ohne Rückfrage an den Katern herumgeschnippelt, weil ihm das ein hübsches Honorar einbrachte.

 

Jörg und Helga mussten sich mit kastrierten Katern abfinden, die träge vor dem Kamin lagen, fett wurden und nicht im Traum dran dachten, auf Mäusejagd zu gehen.

So blieb Kater Pico für die Ungezieferbekämpfung. Doch der nahm ebenfalls Tag für Tag zu, obwohl er nicht kastriert war. Schließlich wurde Jörg und Helga klar, dass der Kater schwanger war und in Wirklichkeit Piccolina hieß.

 

Okay, Gemüsebauern sind keine Katzenexperten, weil es bei Karotten nicht sonderlich aufs Geschlecht ankommt – aber dass man bei einer 50-prozentigen Chance in allen drei Fällen falsch lag, ist ziemlich klotzköpfig, zumal Jörg und Helga eine Ziegenbäuerin zu Rate gezogen hatten. Aber Ziegen sind wohl in allen Belangen größer, so dass die Geschlechtsbestimmung einfacher ist.

 

Im Internet gibt es jedoch zahlreiche Foren, in denen man sich Tipps holen kann. Da heißt es unter anderem: „Die Kastration ist die absolut sicherste Methode der Fruchtbarkeitskontrolle beim Kater. Es sollte einem aber bewusst sein, dass diese Maßnahme eine Endgültigkeit darstellt.“

 

Es war vielleicht die feline Geschlechtsumwandlung, die Jörg aufs Herz schlug. Er brauchte plötzlich einen Herzschrittmacher. Das lokale Krankenhaus mied er jedoch aus Furcht, dass er dort womöglich ebenfalls kastriert würde. Er flog für die Operation lieber nach Deutschland. Die kastrierten Faulkater setzte er im Hürtgenwald aus.

 

 

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