ost-sachsen auf raucherjagd – von RALF SOTSCHECK


Die Polizei in der ostenglischen Grafschaft Essex hat sich darauf spezialisiert, sich zum Narren zu machen. Voriges Jahr hatte sie 20 stämmige Polizisten aus Pappe in der Nähe von Kneipen, Geschäften und Tankstellen aufgestellt, um Rowdys und Verbrecher abzuschrecken. Es war ein kompletter Misserfolg. Die Pappkameraden waren nicht nur schon von Weitem als Attrappen zu erkennen, sondern sie wurden darüber hinaus reihenweise geklaut, so dass die Polizei den Versuch stillschweigend einstellte.

 

Jetzt hat man in Essex, was im Altenglischen "Ost-Sachsen" bedeutet, eine neue Methode ausgeheckt, Steuergelder zu vergeuden. Seit Anfang des Monats sind mobile Kontrolleinheiten unterwegs, um Autofahrer aufzuspüren, die in ihren Dienstwagen rauchen. Wer erwischt wird, muss mit einer Geldstrafe von 200 Pfund rechnen und gilt als vorbestraft. Dabei muss man gar nicht auf frischer Tat ertappt werden: Die Schnüffler überprüfen die Aschenbecher auf Indizien. Für eine Strafe reicht es auch, wenn es im Auto nach Rauch riecht. John O'Connell vom Verband der Steuerzahler sagte: "Wir wollen, dass die Polizei Verbrechen verhütet - und nicht Straßensperren errichtet, um einen Klempner hereinzulegen, der eine Zigarette raucht." Für die Arbeitgeber kann die Sache noch teurer werden. Haben sie vergessen, den Aschenbecher zu entfernen und ein Rauchverbotsschild ans Armaturenbrett zu kleben, müssen sie bis zu tausend Pfund Strafe zahlen. Sie sind außerdem verpflichtet, Schulungskurse für die Angestellten anzubieten, damit die das Gesetz verstehen. Kann man denn ein Rauchverbotsgesetz missverstehen? Am Mittwoch müssen sich die rauchenden Dienstwagenfahrer besonders in Acht nehmen. Es ist nationaler Nichtrauchertag, und die uniformierten Ost-Sachsen haben sich vorgenommen, an diesem Tag besonders viele Sünder zu fangen.

 

Möglicherweise bekommen sie bald noch mehr zu tun. Ärzte vom Royal College of Physicians fordern ein generelles Rauchverbot im Auto. In einigen US-Staaten hat sich das bereits durchgesetzt. Dort gilt Rauchen am Steuer ebenso wie laute Musik, Lesen von Landkarten, Einstellen eines Radiosenders und Streiten mit den Passagieren als Ablenkung und ist untersagt. Das ist aber bloß der Anfang. Man hat sich ja an die Schilder in Hotelzimmern gewöhnt, auf denen Raucher gewarnt werden, dass das Hotel auf ihre Kosten abgerissen und mit desinfizierten Ziegelsteinen neu aufgebaut werden müsse, falls sie sich nicht beherrschen können. Wenn es nach den englischen Quacksalbern geht, würde das Rauchen auch in öffentlichen Parkanlagen und in Privatwohnungen verboten. Für den ärmeren Teil der Bevölkerung, der sich keine Eigentumswohnung leisten kann, ist Letzteres bereits Realität: Nur sieben Prozent der Vermieter gestatten das Rauchen in der Wohnung.

 

Ein Jake schrieb in seinem Blog: "Dass wir den Zweiten Weltkrieg gewonnen haben, hat die Naziherrschaft in Großbritannien also lediglich um ein paar Jahrzehnte verzögert. England ist offiziell ein Polizeistaat."

 

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